Der FV Illertissen macht seinem Ruf als Favoritenschreck mal wieder alle Ehre. Der Regionalligist gewinnt gegen die klassenhöheren Würzburger Kickers mit 3:1 und zieht wie 2021 ins Endspiel um den bayerischen Totopokal ein.
Der Favoritenschreck hat wieder zugeschlagen und die ganze Illertisser Fußball-Familie feierte zusammen den erneuten Einzug ins Finale um den bayerischen Totopokal. Als Bundesliga-Schiedsrichter Florian Badstübner am Samstagnachmittag um kurz vor 16 Uhr das Halbfinale zwischen dem Regionalligisten FV Illertissen und den klassenhöheren Würzburger Kickers abpfiff, war das Vöhlinstadion ein Hort der Freude. Auf dem Spielfeld lagen sich die FVI-Kicker in den Armen, um sie herum sprangen und hüpften die vielen Nachwuchskicker in ihren blauen Trainingsanzügen und die Verantwortlichen klatschten sich zufrieden ab. Mit 3:1 gewannen die Hausherren das Halbfinale gegen die Unterfranken, die in der vergangenen Saison noch in der 2. Bundesliga spielten.
Auf die Frage, was letztlich den Unterschied ausgemacht habe, meinte Illertissens Verteidiger Goson Sakai: „Wir waren einfach als Team stärker.“ Und damit brachte er es auf den Punkt.
Nicolas Keckeisen bringt den FV Illertissen früh in Führung
Ein Spiel auf hohem Niveau ließ der Rasen im Vöhlinstadion nicht zu, doch beide Mannschaften schenkten sich in kämpferischer Hinsicht nichts. Die frühe Führung für den FVI fiel mehr oder weniger aus heiterem Himmel. Einen weiten Ball nahm Kento Teranuma auf, sein Abschluss wurde zur Ecke geklärt. Im weiteren Verlauf der Szene traf Nicolas Keckeisen mit dem Kopf zum 1:0 (13.). Die Kickers reagierten wütend auf den Rückstand. Sie waren flink, zogen immer wieder ihr gefährliches Kurzpassspiel auf und kamen in der 22. Minute durch Maximilian Breunig zum Ausgleich. Bei seinem Schuss ins lange Eck hatte FVI-Schlussmann Felix Thiel keine Chance. Er war aber wenig später zur Stelle, als Marvin Stefaniak einen Freistoß aus knapp 18 Metern in Richtung rechtes Kreuzeck zirkelte.
Über weite Strecken ist das Spiel eine zähe Angelegenheit
Das Spiel war über weiter Strecken eine zähe Angelegenheit. Gefährliche Torraumszenen gab es kaum. Und so versuchte es der FVI eben mit einfachen Mitteln. Ein Bilderbuch-Spielzug brachte in der 39. Minute die 2:1-Führung für den Regionalligisten. Ein Abschlag von Torwart Thiel landete beim nimmermüden Teranuma, der passte in die Mitte und dort hatte Maurice Strobel keine Mühe mehr, den Treffer zu erzielen. Ein kleines bisschen Tiki-Taka. „Ziemlich clever“, nannte es FVI-Coach Marco Konrad. Er meinte: „Man muss auch erst einmal erkennen, dass man die Abwehr mit so einem simplen Ball ausspielen kann. Es geht im Fußball immer darum, maximal gute Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu finden. Das haben die Jungs gut gemacht.“
Luka Kljajic sorgt eine Viertelstunde vor Schluss für die Vorentscheidung
Die knapp 100 mitgereisten Kickers-Fans waren aufgebracht. Doch besser wurde es für den Drittligisten auch im zweiten Abschnitt nicht. Den Gästen fehlte die Dynamik, vieles wirkte pomadig. Illertissen wehrte sich, stand tief und lauerte auf Konter. Einer dieser Gegenzüge brachte in der 73. Minute die Vorentscheidung. Tim Bergmiller hatte sich links durchgesetzt, seinen feinen Schlenzer lenkte Gästetorwart Marc Richter erst noch an die Latte. Der Ball fiel Luka Kljajic aber direkt vor der Füße und er vollstreckte zum 3:1. Wer jetzt dachte, die Kickers würden in der Schlussphase und der fünfminütigen Nachspielzeit anrennen und ein letztes Offensivfeuerwerk abbrennen, der irrte sich. Da kam nichts mehr. Und so fasste Illertissens Sakai zusammen: „Wir haben den Drittligisten gut im Griff gehabt. Wir sind hinten sicher gestanden und haben vorne mutig gespielt.“
Im Finale wartet nicht 1860 München, sondern der TSV Aubstadt
Trainer Marco Konrad stimmte ihm zu und meinte freudestrahlend: „Ich bin stolz, dass die Jungs so eine tolle Leistung abgerufen haben.“ Leicht habe es der Gegner seiner Mannschaft aber keineswegs gemacht. „Die Kickers haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten versucht, hier alles zu geben. Man hat immer wieder gesehen, dass sie Qualität haben“, erklärte der Coach.
Im Endspiel wartet Ligakonkurrent TSV Aubstadt, der überraschend gegen den TSV 1860 München mit 4:3 nach Elfmeterschießen gewann. FVI-Torwart Felix Thiel freut sich auf das zweite Finale in Folge und meinte: „Dieses Mal wollen wir es besser machen als letztes Jahr und in die erste Runde des DFB-Pokals einziehen.“
Autor: Stephan Schöttl